Ansichten zur Zeitenwende

Muaß ma halt vorn amal aufhörn, wenn's hinten weh tut.
Fuck the planet.

Manchmal, hinten im Garten, zum dritten Bier, holt der Wanja die Jonglierbälle raus, einfach so. Man muss beweglich bleiben …

Wie lang dauert eigentlich so eine Zeitenwende?
Drei Wochen? Sechs Monate? Über den Winter? Jahre?
14, 18.
Xte Zeit, xte Wende. 33.
39, 45.

Wenn es was Ordentliches sein soll, hat sie ihre Inflation dabei. Von gestern auf heut 25 Cent - was noch? Das sollten wir mal machen, da wärn sie gleich da, wegen unserer Übergewinne, die sie abschöpfen wie das Harz vom Bier.
Meine Herrn!
Da geht’s um Werte!

Wenn alles hin ist, fang ma von Null an. Bingo.

Andrerseits … Wir reden ja hier nicht vom Bier, wir reden vom Öl. Vom Fahren. Dass man wo hinkommt. Wegkommt. Oder eben nicht mehr. Naja.
Zum Beispiel, wenn der Nachbar einmarschiert und wem sein Bier drüberschüttet.
Und plötzlich merken alle, das ist ja gar nicht denen ihr Bier, sondern unsres.

Früher waren’s Anzüge, die gewendet wurden. Aber auch die selten zum Guten.

Was ein gelernter Jongleur ist, der hält die Bälle schon eine Zeit lang in der Luft.
Von Zeit zu Zeit.
Wir reden davon, dass wir zum xten Mal grad noch davonkommen wollen.

Die Inflation kann sich den Sprit noch leisten.
Am Morgen klopft es und sie steht vor der Tür.
Wir haben nur abends geöffnet, sag ich.
Ich hab Hunger, sagt die Inflation.
Soll ich dir ein Baguette machen? frag ich, auf die Schnelle?
Ich hab aber nur großes Geld, sagt die Inflation.
Willst was tauschen? biete ich an. Ich könnt zum Beispiel ein Radl brauchen.

Und was ist dann diese Zeitenwende, wenn sie gar nichts ist für die Ewigkeit?
Die Zeitenwenden sind Tidenhübe. Mit dem aufgewühlten Wasser schwimmt alles auf: Schätze aus besseren Zeiten und versenkte Leichen.
“Hau ab”, tönt das Treibgut, “hau ab, hau ab”, und kümmert sich nicht um Leiche oder Schatz.

Manchmal ist - bei den Wendezeiten wie bei den Anzügen - das Vorher die bessere Seite. Der alte Stoff war edler, die Nähte haben so einigermaßen gesessen. Da ging’s noch um mehr als nur Angezogensein. Passform, Qualität, Eleganz! … Alles ein bisschen hochwertiger, nur halt mittlerweile verschlissen. Doch irgendwann lässt sich das Wenden nicht mehr vermeiden, auch wenn der Anzug aus der Mode bleibt. Und besser wird er dadurch auch nicht. Man darf ja froh sein, wenn sich das Wenden überhaupt noch lohnt. Oft genug ist der Stoff so dünn, dass man’s gar nicht erst versuchen mag.

Jetzt muss erstmal alles flöten gehn. Der Schaum wird mehr und das Bier weniger. Entwertung, verstehst?
Mit dem letzten Schluck geht’s ums Verdursten, aber vorerst ist das bloß für die Nachbarn mit den schlechten Anzügen

Zentnerschware Weiber ghobn und jetzt ...

Rauf, runter, rauf. Wo die Bälle umdrehn, steht die Zeit still. Eine Singularität, ein schwarzes Loch. Es ist das Fass, das spinnt, wenn mehr Schaum als Bier kommt. Quasi eine umgekehrte Proportionalität. Shrinkflation, sagt der Gast und ist nicht überrascht.

Noch schenken wir hier ordentlich ein … das wär sonst wirklich mal eine Zeitenwende.
Manchmal isses aber auch nur ein Übergang zu einer besseren Zeit. So was wie ein Tal der Tränen.

Jeder kriegt die Inflation, die er verdient.

Der Willybecher surft über die Theke. Geht aufs Haus.

kh

Zurück
Zurück

Live Mitschnitt Boogie All Stars

Weiter
Weiter

Zwei Uhr Blues